rede von frau dr. viola von oeynhausen
gehalten zu eröffnung der ausstellung im musenhof poppendorf 2003
Sehr geehrte Anwesende, lieber Axel,
mein Name ist Viola von Oeynhausen, ich bin seit vielen Jahren mit Axel Peters befreundet und Uta Börner und er haben mich gebeten, seine Ausstellung zu eröffnen.
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Eine Ausstellung von Axel Peters ist etwas sehr seltenes. Seine letzte fand 1990 in Hamburg statt. Und wenn es nach ihm ginge, hätte er hier nur die Gelegenheit genutzt, seine beiden schönen Marmorfiguren, die er dieses und letztes Jahr in Carrara/Italien erarbeitet hat und die erst vor 14 Tagen hertransportiert wurden, zu zeigen. Axel braucht die Öffentlichkeit für seine Kunst nicht und das ist keine Bescheidenheit, er findet den mit einer Ausstellung verbundenen Stress schlicht nicht notwendig. Aber dank Uta Börners Überredungskunst, können wir heute weitere für mich sehr wichtige Arbeiten zeigen, die bisher mehr oder weniger verborgen im Atelier standen.
Eine Journalistin hat sinngemäß einmal gesagt –"Steine passen wohl zu ihm...Wuchtig, fest, von Wind und Wetter der Zeit geprägt stehen große behauene und noch wartende Felsen in der weiten Landschaft um sein Atelier". Ja, ein Teil seiner Arbeiten, die man kennt, sind groß und wirken bodenständig – die Liegende in Graal-Müritz, die vor dem Haus des Gastes seit dem Jahre 2000 steht, der Kuhstein vorm Forschungszentrum in Dummerstorf oder der Brunnen mit dem Titel "Einsichten" ebenfalls dort, sowie die Eingangsskulpturen unseres Landratsamtes in Bad Doberan. Aber schon das Rosa Luxemburg Porträt in Graal-Müritz auf dem Weg zur Seebrücke zeigt uns eine andere Seite dieses Bildhauers, die ich für seine wirkliche Stärke halte. Das Porträt von Menschen, das Hineinfinden in das Sein einer Person, ihre wichtigsten Gesichtszüge, ihren Charakter in ein Stück Stein oder Metall zu bannen ist der schwierigste Kampf, den ein Bildhauer aufnehmen kann. Axel Peters hat diesen immer wieder durchgestanden und wir können hier eine Auswahl von solchen Arbeiten sehen, die in vielen Jahren entstanden sind. Ich möchte auch die beiden Marmorplastiken draußen neben dem Gutsgebäude in die Reihe der Arbeiten stellen, die viel mit dem Inneren eines Menschen zu tun haben. Tritt man auf die große Doppelfigur hinzu, empfindet man "Die Nähe" , die diese beiden Menschen verbindet. Gestern fragte ein kleines Mädchen ihre Mutter, was die machen und diese antwortete – die kuscheln... aha – ein Kuschelstein, sagte die Kleine... Den bisher "Sitzender Mann" benannten Marmor würde ich lieber "Innenansicht" oder, wenn es nicht englisch wäre, "inside" nennen, denn jeder, der auf ihn zutritt, sieht ihn anders – einer empfindet ihn als traurig und melancholisch, ein anderer als versonnen und träumend, ich habe immer wieder weibliche Züge in ihm entdeckt... jeder eben aus seinem Inneren heraus....
Solche Figuren kann man nur in sich gekehrt, ganz abgeschieden von normalen Tagesabläufen erarbeiten. (Deshalb müssen wir wohl auch akzeptieren, dass er sich dazu an einen Ort zurück zieht, der ihm dies ermöglicht.) Der Künstler muss versuchen in einem in mehrerer Hinsicht harten Kampf, das Bild, das er in sich trägt in einen realen Stein zu verwandeln. Axel hat einmal gesagt, "das was zum Schluß dasteht ist die Summe aller Irrtümer".
Den Lebenslauf von Axel Peters an dieser Stelle näher betrachten zu wollen, wäre einfach abendfüllend, deshalb möchte ich nur vier aus meiner Sicht wichtige Punkte ansprechen:
Axel Peters entstammt als zweiter von 4 Geschwistern einem Elternhaus, in dem der Vater Historiker und sehr dominant war. Zwar immer uneins mit seinem Vater, nahm Axel eine intellektuelle, weltoffene und kritische Sichtweise aus der humanistischen Erziehung mit ins Leben, die ihm heute noch eigen ist und in ihren Konsequenzen seinen Lebensweg prägte.
Nach etlichen Umwegen hat Axel Peters mit 30 eine Lehre als Steinmetz in Dresden begonnen und war Gasthörer der Hochschule für Bildende Künste dort. Dresden hatte er bewusst gewählt, nachdem die Ausstellung mit Arbeiten der dortigen Studenten seinen Auffassungen am nächsten kamen. Weitgehend Autodidakt lernte Axel zeichnen bei Gerhard Kettner, ein großes Vorbild und Mentor war ihm Rosé Renau und insbesondere immer wieder Wieland Förster, der Axel trotz der verwehrten Aufnahme in den Künstlerverband der DDR zur Seite stand. Lange Jahre befreundet, verbindet die beiden Künstler ähnliche Auffassungen in ihren Arbeiten, wie die strenge Konzentration auf die wichtigen stimmigen Punkte und das Weglassen überflüssiger Details, wobei der Übergang zum Abstrakten gelegentlich fließend ist.
Die wohl aufregenste Zeit in seinem Leben hatte Axel Peters in der Wende, die er bewusst mitgestaltete, viele Menschen mitriss und als Stimmgewaltiger in Rostock zeitweise führte. Viele Dinge hat er damals angestoßen und immer nach Wegen gesucht, eine friedliche Umgestaltung der Gesellschaft zu erreichen. Die Besetzung der Stasi in Rostock und Waldeck, die Aufdeckung der Rolle der IMES, endlose Verhandlungen mit den alten Machthabern und das Vermitteln von Visionen für das Danach an die Menschen brachten ihm bundesweite Anerkennung ein, ihn aber auch an physische und psychische Grenzen. Die Übernahme eines Amtes, wie das des ersten und einzigen Landrates aus dem Neuen Forum in Deutschland, waren eine logische Konsequenz aus den Abläufen, trat aber auch in Konflikt mit den Idealen von einer neuen Gesellschaft, die er in sich trug. Die Erkenntnis, dass "besser-machen" nicht vorgesehen war bei der Wiedervereinigung und die zunehmende Starrheit der Bürokratie brachten ihn dazu, den Politikerweg 1995 wieder zu verlassen und an seine Steine zurück zu gehen. Ein Stück von seiner Gesundheit hat er dabei verloren, aber auch viel gelernt über die menschliche Gesellschaft und ihre Grenzen.
Wenn man von Axel spricht und das ist der letzte Punkt, den ich ansprechen möchte, darf man den Familienvater Axel Peters nicht vergessen. Seine Familie ist nicht das, was man so ganz landläufig darunter versteht, aber ich habe selten einen Vater erlebt, der für seine Kinderschar so offen ist und zu jedem Nachwuchs in einem so schönen vertrauensvollen Verhältnis steht wie er. Sicher ist der für ihn damit verbundene Zeitaufwand eine Quelle seiner Kraft und Sensibilität, die er braucht um ein "inneres" Bild umzusetzen in steinerne Realität, die wiederum dem Zuschauer ein Stück des inneren Bildes zugänglich macht.
Mehr möchte ich zu Axel Peters nicht sagen. Lassen Sie mit diesem Wissen seine Werke, wo immer sie Ihnen begegnen, ob im weiten Landkreis oder hier, auf sich wirken und machen Sie sich ein eigenes inneres Bild von dem, was vor ihnen steht. Ich wünsche Ihnen viel Freude dabei.